Schüleraustausch nach China

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Dieses Jahr konnte das Gymnasium des Phorms Campus Berlin Süd einen besonderen Schüleraustausch anbieten. Es ging für uns 2 Wochen nach Qingdao in China, inklusive eines 3-tägigen Ausfluges nach Peking. Etwas überrascht mussten wir feststellen, dass trotz dieses besonderen Angebotes sich nur sieben Interessenten gefunden haben. Ursprünglich war angedacht, ein Bewerbungsverfahren für die Teilnahme durchzuführen, aber jetzt konnten alle zugelassen werden. Leider musste vor der Reise noch ein Schüler kurzfristig aus persönlichen Gründen absagen, sodass wir mit sechs Schülern und einer Lehrkraft nach China fahren konnten.
Vor der Reise waren wir im Konfuzius-Institut, um uns auf die Reise einstellen zu können, mehr dazu findet man im vorigen Blog-Eintrag zu diesem Thema.

Also dann auf nach China? So einfach war das leider nicht. Im Vorfeld hatten wir viele Schwierigkeiten mit der VISA Stelle, es wurden immer neue Unterlagen verlangt, die wir dann aus China beantragen mussten. Da die Kommunikation nicht immer einfach war, wurde die VISA Angelegenheit zu einer nervenaufreibenden Situation, die dann glücklicherweise für alle, Last-Minute, gut ausging. Einige VISA, meins eingeschlossen, holten wir am letzten Werktag vor dem Flug ab. Ende gut, alles gut, wir konnten nach China fliegen.
Die Reise nach Qingdao verlief problemlos, auch der Umstieg in Frankfurt lief reibungslos ab. Durch die Zeitverschiebung starteten wir um 15:00 Uhr Berliner Zeit und kamen in Qingdao um 11:00 Uhr Ortszeit an. Kaum angekommen, wurden wir nett begrüßt und gleich in die Schule gefahren. Dort wurden wir nach dem Mittagessen gleich in eine Assembly gezogen, in der der 7. Jahrgang anwesend war. Der siebte Jahrgang bestand aus knapp 200 Schülern. Dort wurden Gastgeschenke ausgetauscht, die eine hohe Bedeutung in China haben. Wir sind sehr froh, dass unser kleiner Buddy Bär einen guten Platz in dem Konferenzraum gefunden hat.
Ich hatte die Ehre unsere Schule in einer Präsentation vorzustellen. Hauptsächlich bezog ich mich in der Präsentation auf geographische Fakten, denn die Unterschiede in der Größe und Bevölkerung sind schon beachtlich. Deutschland passt flächenmäßig ca. 27-mal in China hinein. Danach stellten Sie uns ihre Schule vor und es war durchaus interessant zu sehen, dass die Geschichte der Schule in China sehr wichtig ist. Nach der Präsentation der 70 Jahre alten Qingdao Mittelschule Nummer 4, besuchten wir das schuleigene Museum, indem wichtige Persönlichkeiten und Ausstellungsstücke der Vergangenheit dargestellt sind.
Danach hatten wir Englisch Unterricht und uns wurden die wichtigsten chinesischen Feiertage und Festlichkeiten vorgestellt. Eine Klasse besteht aus 36 bis 40 Schülern und jeder Schüler hat seinen eigenen Tisch. Der Tisch hat eine Ablage unterhalb des Tisches und dort haben die Schüler ihre Schulbücher und Notizhefte gelagert. Der Unterricht ist sehr lehrerzentriert. Schüler, die Fragen beantworten wollen, müssen aufstehen, bevor sie etwas sagen. Jeder Klassenraum ist mit einem Smartboard ausgestattet, um das Smartboard herum ist eine normale Kreidetafel und über der Tafel ist in jedem Raum die chinesische Fahne. Die Ausstattung der Schule ist mit unserem Standard zu vergleichen, eventuell hat die Schule in Qingdao sogar die variantenreicheren Materialien.
 
 
Am nächsten Tag wurden wir in die Kunst der 饺子(Jiaozi oder dumplings) eingeführt. Das sind kleine Teigtaschen, die aus einem Mehlteig hergestellt werden und dann mit verschiedensten Füllungen gefüllt werden (Hackfleisch, Gemüse,…).
Nach den Schultagen gingen wir in Gastfamilien und die Familien bereiteten das Abendessen für uns vor. Das Essen in China war durchweg sehr gut. Die Chinesen investieren sehr viel Zeit in die Zubereitung ihres Essens und gutes Essen hat einen hohen Stellenwert. Des Weiteren ist für sie Gastfreundschaft ganz wichtig. Konfuzius soll gesagt haben: „Es ist schön Freunde von weit her zu haben“. (frei übersetzt). Konfuzius ist ein Teil von der chinesischen Staatsphilosophie. Während des Aufenthaltes bekamen wir mehr Gastgeschenke als wir nach Hause tragen konnten. Diese durchgängige Freundlichkeit, die uns gegenübergebracht wurde, war wirklich überwältigend. In Qingdao sind auch nicht viele Europäer unterwegs, deswegen kam es regelmäßig vor, dass man von Fremden gefragt wurde, ob man ein Foto mit Ihnen machen könne.  Leider war die Kommunikation sehr schwierig, weil in China nur wenige Menschen Englisch sprechen. Dennoch waren viele Einheimische bemüht mit uns zu kommunizieren. Oft versuchte man dann mit dem Übersetzer auf dem Handy zu arbeiten.
Der Schulalltag in China ist wirklich anders. Die Tage sind länger und zum Schulalltag gehört mehr als der reine Unterricht. Viele Schüler frühstücken auch in der Schule und Morgensport gehört auch zum Schulalltag. Beim Morgensport kommen alle Schüler auf das große Sportfeld und alle machen synchron einige Übungen. Außerdem gibt es jeden Montagmorgen eine Zeremonie, in der die chinesische Flagge gehisst wird.
Danach ging es nach Peking. Die Sicherheitskontrollen in China sind sehr streng. Wir hatten große Schwierigkeiten an der Bahnhofskontrolle, weil wir Deos dabei hatten und Sprays in chinesischen Zügen nicht erlaubt sind. Unsere Koffer wurden mehrfach durchleuchtet, bis keine Sprays mehr in den Koffern waren. Der Zug war vergleichbar mit einem deutschen ICE, nur dass er deutlich länger war. Die Zugfahrt verlief problemlos, sodass wir nach 5 Stunden in Peking ankamen. Unser Reiseführer vor Ort sprach sehr gutes Englisch und empfing uns am Bahnhof. Wie die gesamten Tage in China hatten wir ein sehr straffes Programm gepaart mit viel Essen. Die Stadtführung war sehr gut organisiert und der Reiseführer gab uns viele Einblicke in das chinesische Leben. Unter anderem konnten wir den Kaiserpalast, den Tian’anmen-Platz, die chinesische Mauer und den Himmelstempel besichtigen.

Ein Blogeintrag kann nur eine kurze Übersicht über die sehr umfangreichen Erlebnisse und Erfahrungen sein. Dennoch möchte ich an dieser Stelle noch über die Erlebnisse bezüglich mancher Themen berichten.

1)      Internet und Soziale Medien
In China sind viele soziale Medien blockiert, wie etwa Facebook, Twitter, WhatsApp, Snapchat oder Instagram. Weiterhin kann man alle Google Dienste nicht verwenden. Es gibt chinesische Alternativen, die dann jedoch der Zensur unterliegen. So ist es in Baidu beispielsweise nicht möglich etwas über die Ereignisse von 1989 zu erfahren.  Das Chatprogramm WeChat ist das geläufigste chinesische Chatprogramm und sehr vielseitig. An vielen Stellen kann mit WeChat bezahlt werden, auch wird es unter vielen Chinesen für Überweisungen verwendet.

2)      Luftverschmutzung
Die ersten Tage dachten wir uns nichts dabei, dass es immer etwas trüb war. Nach 2 Tagen mussten wir aber feststellen, dass es sich hierbei tatsächlich um Smog handelte. In Peking tragen etwa 10% der Leute Atemmasken. Angeblich sollen sogar für die olympischen Spiele 2008 im Umkreis von 800 km die Fabriken ausgestellt worden sein, damit der Himmel während der Zeit auch wirklich komplett blau wurde.

3)      Freiheit
In China herrscht keine vollständige Meinungsfreiheit. Weiterhin werden starke Unterscheidungen getroffen zwischen Menschen in und außerhalb der Partei. Viele Menschen in den großen Städten führen ein gutes Leben, aber es ist ungewiss, was mit Menschen passiert, die nicht die Meinung der Partei verfolgen.  Ein Schüler fragte mich, sollte man dieses System überhaupt unterstützen, wenn die Menschen dort keine freie Meinungsäußerung haben. Das ist eine großartige Frage und sie zeigt schon den Kern des Unterschieds zwischen Deutschland und China. In China sollen Schüler nicht viele Fragen stellen, während wir in Deutschland versuchen unsere Schüler zu animieren viele Fragen zu stellen und kritisch zu denken. Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Meiner Meinung nach sollte man unterscheiden zwischen der chinesischen Regierung und den Menschen vor Ort, die unfassbar gastfreundlich und neugierig sind. Außerdem sind viele Aufgaben unserer Zeit nur gemeinsam zu lösen. Deutschland allein kann zum Beispiel den Klimawandel nicht lösen, internationale Kooperation ist notwendig dafür. Ich bin außerdem der Meinung, dass wir eventuell in der Lage sind andere Perspektiven aufzuzeigen und somit einen Schritt in Richtung Veränderung zeigen können.

Text: Robert Schleifer